Spitzenkoch im Cooking Club
Kolja Kleeberg zeigt, was er unter Rückwärtsbraten versteht. Im Cooking Club vom Olympiastadion Berlin ist der Chef vom besternten Restaurant „Vau“ auf Initiative des „Tagesspiegel“ an zwei Tagen zu Gast und kocht mit Leserinnen und Lesern auf einem Niveau, das als „olympisch“ bezeichnet werden könnte. „Ich doziere nicht; ich erkläre gern etwas zu den Produkten und erzähle gerne auch ein paar Anekdoten“, hat Kleeberg die Koch-Workshops angekündigt.
Mit den meisten der überwiegend weiblichen Teilnehmern ist er gleich „per Du“, weil die persönliche Ansprache den Umgang am Herd erleichtert. Da viele Gäste das Koch-Seminar geschenkt bekommen haben, nützt Kleeberg die Liste mit den Anmeldungen wenig, sind dort doch vor allem die Namen der Ehepartner und Freunde vermerkt, die das 125-Euro-Ticket gebucht haben. Doch der Star am Herd hat die Namen seiner Kochgemeinde schnell auswendig gelernt.
Ebenso fix sind auch die fünf Gruppen gebildet, in denen die Gänge eines Menüs zubereitet werden, für die manch ein Genießer ein Küchenlexikon zu Rate ziehen muss, um zu verstehen, was zubereitet wird:
+ Geeistes Melonen-Ingwer-Süppchen mit Ibero-Schinken
+ Sautierte Garnelen mit Tandoori-Sauce, Zwiebelpakora und Gurkenschaum
+ Auberginen Fagottini mit jungem Mangold und Ziegenkäse-Ricotta
+ Rib-Eye-Steak rückwärts gebraten (erst gewärmt, dann gebraten) mit karamellisiertem Spargel und Sauce Béarnaise
+ Gebackene Limonencrème mit Sorbet und Crumble vom Koriander
Ab und an genießen die Hobby-Köche den beeindruckenden Blick aus dem Cooking Club ins Stadionrund. Doch meist sind sie konzentriert mit ihren Speisen beschäftigt, die nicht als gesetztes Essen an festlich gedeckter Tafel serviert werden. Kleeberg hat die Devise ausgegeben, man möge doch gleich am Herd verkosten, was zubereitet wurde. So bleibt die lockere Koch-Atmosphäre erhalten, und der Chef de Cuisine kann gleich den einen oder anderen Trick anhand praktischer Beispiele zeigen und erläutern.
Am Ende nimmt jeder Gast nicht nur angenehme Erinnerungen mit nach Hause, sondern auch die Rezepte für ein außergewöhnliches Menü. Wäre Kochen olympische Disziplin, hätten die Teilnehmer mit diesem Menü sicher eine Medaille errungen. Bis dahin aber muss die heimatliche Anerkennung reichen, die beim Nachkochen der Kleeberg-Kreationen gewiss sein dürfte.